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Kurze geschichtliche Zusammenfassung über den Ort Schierschwende

Ursprung und Entstehung des Ortes

Teilweise unterschiedliche Aussagen gibt es über die Ersterwähnung des Ortes. Aus Hinweisen in der Literatur ist zu erkennen, daß Schierschwende wahrscheinlich zur 3. Besiedlungsperiode gehört.
"Schier" zu mitteldeutsch.= Grenze, oder Scheide und "Schwende= Rodung mit dem Feuer, also Grenzrodung. ""Schwende" bezieht sich (nach Aussagen von Höppner) auf das Schwinden des Waldes durch Schlag-oder Brandrodung.
Demnach ist Schierschwende der Rodungsort an der Grenze des Treffurter Herrschaftsgebietes. Noch eine Bedeutung zum Namen: Weil Schierschwende in der Windischen Mark liegt, dem Streifen zwischen Ershausen und Oberdorla, könnte es von den Wenden bewohnt gewesen sein.
Wendehausen und Schierschwende gingen dann auf slawische Ansiedler zurück das westfälische Schierlo(h) gilt als '"Grenzwald).
Schierschwende war das jüngste und kleinste Dorf in der Ganerbschaft Treffurt. Hinweise über den in Frage kommenden Zeitraum befinden sich in der Festschrift des Landkreises Mühlhausen in Thüringen zur Krone Preußens 1802-1902" geschrieben von Pfarrer Georg Thile. In dieser Schrift wurde Schierschwende im Jahre 1333 zum ersten Male erwähnt.

Lage von Schierschwende
Schierschwende liegt in einem östlichen Seitental des Haselbaches in ca. 399 m Höhe über NN. Es liegt 1,8 km südöstlich von Wendehausen. Die Eichsfelder Grenze läuft nördlich vom Ort durchs Finstertal und Hühnerholz, Nach Südwesten an unserer Flurgrenze liegt das Gothaische Gebiet mit dem Dorf Hallungen.
Im Südosten befand sich 500 m oberhalb das ehemalige Gasthaus "Gute Höffnung" an einer Wegekreuzung (nach Diedorf und Heyerode, nach Falken über Schönberg, sowie nach Treffurt). Eine Häuserreihe befindet sich in Schierschwende an einer Straße, am nach Norden fallenden Hang der "Lindenhecke"(Höhe 447 über NN) Die Kirche befindet sich gegenüber in 399,3 m Höhe unter dem Knothstein.
Südöstlich und neben dem Brunnen steht ein größeres Gehöft, früher als kleines Gut in Schierschwende von den Familien von Keudeln ab 1350 mit einer großen Schäferei betrieben. Ein wunderschönes Gedicht, lustig und gleichzeitig traurig beschrieben über die Schäfersarbeit und der Schäfer, der später nach Hessen ausgewiesen wurde, steht in der Chronik.(Gedanken über die lustige Schäfersarb.)

Lage vom Schönberg
Das Gut Schön berg liegt ca. 1,7 km südöstlich von Schierschwende, ca.2,5 km nordöstlich von Falken und ca. 3 km östlich von Treffurt. Es liegt am oberen Westhang eines nach Süden vorstoßenden Höhenzuges des Schönberges in ca.370 m Höhe. Nach Südwesten zieht sich ein Tal hinab. Ein kleiner Teich befand sich im Südwesten des Gutes.

Kurzgeschichte über das Gut Schönberg
Seit dem Jahre 1390 war Schönberg im Besitz von Rudolf und Heinrich von Keudel. Als die Familie von Keudel in männlicher Linie ausstarb, wurde das Gut von den Töchtern weiter verkauft. 1905 kaufte das Gut Helene Hahn aus Frankfurt/Main die Tochter eines jüdischen Bankiers. 1906 entstand ein Logierhaus mit 22 Zimmern, Speisesaal, Musikzimmer, Veranda, Backhaus und gärtnerische Anlagen dazu.
So wurde aus dem Schönberg ein Luftkurort (.It. Postkarte) deshalb Bekanntschaften zu Opernsängern und anderen Adligen, die der Helene Hahn den Kopf verdrehten.
1913 heiratete der Opernsänger Rudolf Plank das Fräulein Hahn, sie war Halbjüdin und hatten einen Sohn, der von den Nazis verfolgt wurde und mit 31 Jahren am 4. Mai 1945 mit einem Traktor verunglückte. Ja, das Schicksal war fraglich? 1933 wurde ein Arbeitsdienstlager eingerichtet und 1941 weiter vorübergehend als Müttergenesungsheim genutzt. 1948 nahm ein Kinderheim seinen Einzug.
1952 im November überlässt Rudolf Plank den gesamten Schönberg, an den Rat des Kreises Mühlhausen, der verschiedene Leiter für das Gut einsetzte. 1960 wurde das ganze landwirtschaftliche Areal an die LPG "Gute Hoffnung" angegliedert. Die Villa wurde ab 1969 bis zur Wende als Altersheim genutzt.
Danach übernahm die ESK Worbis und Nordhausen die Sanierung, als Nutzer tritt die NOVA GmbH mit einem Projekt auf, die straffällige Jugendliche betreut und zur Wiedereingliederung in die Gesellschaft führt.

Den Wirtschaftshof hat der Neueinrichter in der Landwirtschaft Bernward Hunstock gekauft und betreibt mit den dazugehörenden 40,00 ha die Landwirtschaft auf dem Schönberg und nebenbei seine Lebensgefährtin , Frau Heike Büttner eine Ferkelaufzucht.

Das Gasthaus "Gute Hoffnung"
Das Gasthaus "Zur Guten Hoffnung" wurde 1547 erbaut , es war lange ein beliebtes Ausflugsziel für Wanderer. Am 5.Juni 1952 wurde die Familie Fritzlar It"Aktion Ungeziefer" Verordnungsgesetz in der Sperrzone von ihrem Grundstück verwiesen und das gesamte Grundstück wurde von Staatsseite im Frühjahr 1953 abgerissen.
Nach Rückübertragung an die Eigentümer nach der Wende konnte noch 2 Jahre Himmelfahrt dort gefeiert werden, danach verkauften die Eigentümer die gesamte Fläche an den Neueinrichter der Landwirtschaft, Bernward Hunstock aus Heyerode.
Einige Eckpunkte:
Das Wasserproblem konnte erst mit dem Bau der Wasserleitung 1940 abgeschlossen werden. Viele Brunnen wurden 1909 gebohrt und nie war es ausreichend für das liebe Vieh. Von Wendehausen mußte noch zu LPG-Zeiten Wasser gefahren werden, erst ausreichend war es 1968 durch neue Leitungen von Wendehausen zum Ort.

Ab 1824 war Schierschwende eine eigene politische Gemeinde, vorher gehörten sie' zur Gemeinde Falken.
1885 wurde die Pflichtfeuerwehr mit einer Handfeuerwehrspritze ausgestattet. Zur Wehr gehörten 12 Mann.1977 wurde ein neues Feuerwehrgerätehaus gebaut.

Unsere Kirche wurde von 1897-1899 erbaut und dem "Heiligsten HerzenJesu" geweiht.
Um 1800 war Schierschwende ein evangelisches Gutsdorf , trotz 3 kathol. Familien bestand ein Pfarrzwang nach Falken. 1895 stiftete der Ackennann Heinrich Degenhardt sein Land und alle spendeten zur "Gottes Ehre" auch Wendehausen und Heyerode zu diesem Kirchenbau( damals noch genannt Kapelle).
Noch heute ist die Kirmes der Höhepunkt im Dorf, nach Fronleichnam, Prozession durchs Dorf an 4 Altäre geschmückt mit Blumenteppichen auf der Straße, so wird die Kinnes angefeiert.Auch das kleine Schierschwende kann sich von einer schönen und lustigen Seite zeigen. Zum Beispiel beim jährlichen Drachenfest an der hoch gelegenen Lindenhecke /447 m kann man lustige Kinder auch von anderen Dörfern sehen und für das leibliche Wohl sorgt, die Wendehäuser Bäckerei.

Friedhof
Zu einem Dorf gehört normalerweise auch ein Friedhof, aber so war es um 1800 leider noch nicht.
Die verstorbenen Katholiken wurden in Wendehausen und die evangelischen in Falken bestattet. Das wird zu der damaligen Zeit ohne Auto nur mit Kuh-und Pferde- gespanne nicht einfach gewesen sein.
So wurde dann 1906 ein Gottesacker angelegt, später erweitert und 1968 eine Leichenhalle darauf gebaut.

Schule
Durch viele Auswanderungen damals 1844-1896 sind 67 Personen evangelische mag wenig klingen, aber dadurch kamen viele katholische hinzu. Das Schulproblem wurde immer größer, denn die evanglischen mußten nach Falken.
So wurde 1829 in Schierschwende eine kleine evangelische Schule gegründet. Bekannt ist, daß 1855 ein 20 jähriger Schulamtskandidat von Flarchheim , Friedrich Andreas Polack vor Pfarrer Weidemann legte er sein Diensteid ab: "Ich schwöre zu Gott dem Allmächtigen und Allwissenden, daß nachdem ich zum Schullehrer der evangelischen Gemeinde Schierschwende provisorisch bestellt worden bin, seiner Königlichen Majestät von Preußen, meinem allergnädigsten Herrn ich unterthänig treu und gehorsam sein und alle mir vermöge meines Amtes obliegenden Pflichten nach meinem besten Wissen und Gewissen treu erfüllen, auch die Verfassung gewissenhaft beobachten will, so wahr mir Gott helfe durch Jesum Christum" ( mir war das mal wichtig, zu schreiben, für die heutige Zeit ein Denkansatz).
Der Lehrer Polack hatte 30 Schulkinder , gar nicht so wenig für diese Zeit und ein kleines Dorf mit 100 Seelen ( noch ein kleiner Auszug aus seinen geschriebenen Brosamen).
Damals noch als "Dorfschulmeister" genant (viele kennen das Lied vom Dorfschulmeisterlein? So schrieb er in seinen Brosamen: In Schierchwende, in dem Dörfchen, "wo sich Fuchs - und Hase gute Nacht sagen, ganz abseits vom Weltmarkt" entfaltete er eine solch rege Tätigkeit, daß die Einwohner bald mit hohem Respekt auf ihren Lehrer blickten, auf ihn, der nur in stetiger Arbeit und im Frieden des Gemüts seine Befriedigung fand. (Ausspruch daher-Fuch und Hase) Durch seine guten Leistungen mußte er aber schon nach 5 Jahren in einen größeren Wirkunsgskreis, nach Kammerforst. (Ein Gedenkstein steht in Schierschwende) Nach 48 Dienstjahren in Erfurt Nordhausen, Worbis wurde er 1903 pensioniert und lebte in Treffurt und im Juli 1915 verstarb er dort.
In seinen Brosamen kam noch erwähnenswert sein Leitsatz vor: seine Worte von höchstem Gegenwartswert, wenn er den als einen Egoisten bezeichnet, der seinen Pflichtanteil am Ganzen vergißt, ehrlos ist der für ihn, der die Ehre seines Standes außer acht läßt und gar ein armer Narr, wer seinen Genußanteil an den Schätzen der nationalen Kultur verschmäht. "Fest, treu und ehrenhaft" das war sein Wahlspruch in Haus und Schule in Gemeinde und Gesellschaft, so hielt er fest bis an sein Lebensende. (Eine bedeutungsvolle Aussage für die heutige schnelllebige Zeit) Wie ging es in Schierschwende weiter: die katholischen Kinder nahmen zahlenmäßig zu, so wurde 1895 ein katholischer Lehrer angestellt, vorher mußten die Kinder zu Fuß nach Wendehausen.
1923 wurde die Schule in das ehemalige Schäferhaus verlegt.
1951 wurde die Schule wieder aufgelöst auch Proteste nützten nichts sie mußten nach Wendehausen/( und wieder das schwere Los, zu Fuß bei Wind und Wetter, Eis und Schnee, es fragte niemand( so wurden sie wieder belächelt von den Wendehä) Ab 1963 mußten wieder alle von Wendehausen ab 7. Klasse nach Diedorf
10. Klasse Treffurt oder Heyerode
Nach der Wende bis 2001 nur bis 4. Klasse in Wendehausen ab 5.Klasse alle nach Diedorf. Nun zum bittern Ende der Schulentwicklung - ab 2002 müssen alle Kinder ob Schierschwende oder Wendehausen mit dem Bus nach Diedorf fahren. Dort ab 5.Klasse Gymnasium Lengenfeld/Stein und 5.Klasse Regelschule Heyerode Das war die Tragig einer Schulentwicklung.
1914 erhielt die Gemeinde den Anschluß an die Überlandzentrale und das elektrische Licht löste die gute alte Petroleumlampe ab.

Nun eine kleine Erläuterung zum Spitznamen und Mundart: (von Aulepp)
Schierschwender Seitlinge: das ehemals Keudelsche Gut in Schierschwende, erbaut linksseitig vom Dorf- die anderen Häuser reihten sich dann seitwäns an.
1. Mundart
Barthel pfleckte am Iber verrm Hischen Äppel. De Letter stund kipplich am schaiben Hang un ar mutte sich recke un strecke, denn de schennsten Äppel hungen in dar Spitzen. Un jeder,dar grade des Wajes kam, saete: "Na Barthel, Äppel pflecke?" Longsam gungs ehm in de Galln wie blonkes Gift. Nun koom noch Dübendracks Ernst im de Ecken, ar froote dossalbe. Do langts Barthel un a kreehlte: "Schwick stille, du Daamel, ich bingse blöß feste, dar Weend schlett se alle ab".
2. Mundart
Verrm Schulzenamte sall änne nuiwe Fohnenstonge uffgestaalt ware. Dar Schulze meint: " Se mitte genäuwe so höch sie, wie de ahle!" "Hänn, Anton sprach ar ferm Gemeindediener," geh dach mo rüß un miß mal!" Anton kom ewich nit werr. Wie dar Schulze nüßkimmt, sitt ar Anton uff dar Letter imstandlich mettn Zollstock hantiere." Awwer Antan, dü hättest dach kunnt de Stangen umgeläie". "Sön Quatsch!" brammelte Anton ferr sich hän. "Su wullst doch wesse, wie höch de Stangen äs un nit wie lang."
3. Mundart
Schnieder Lieschen hotte sich sö verkulln, daß se im Bette bliebe mutte. Wie dar Doktor un se sich ongegückt hotte, meinte ar besorcht: "Liebe Frau, sie gefallen mit diesmal überhaut nicht." Do druff Lieschen: Awwer Herr Doktor, was mocht se dann da ferr Storjen- dee sieht dach eu nit meeh dar Schännste!"

Heute zählt Schierschwende 124 Einwohner mit Schönberg.
Handwerksbetriebe sind: Fa. Elmar Montag Fliesen & Mosaik
Fa Thon Elektro- Haustechnik GmbH
Fa. Ramona Mönning Volierenbau
Fa. Benjamin Gräbedünkel Fotosercive

 

(Quelle: Chronik von Schierschwende, Gisela Degenhardt und Albert Thon)

 

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